Sofia Pauluth und Jennifer Brown leiten gemeinsam seit Januar die neue Kita in der August-Bebel-Straße im Schelmengraben. Träger der Kita mit rund 2.700 Quadratmetern Gelände ist der Kinderschutzbund. Im Interview erzählen Sie, wie die Betreuung in der Kita aussieht und welche Besonderheiten es in den neuen Räumlichkeiten und im Außengelände gibt.
Wie viele Kinder betreuen Sie derzeit in der neuen Kita?
Sofia Pauluth: In unserem Kinderhaus gibt es Platz für 90 Kinder, die in fünf Gruppen aufgeteilt sind. Pro Gruppe haben wir somit 18 Kinder. Momentan sind drei der Gruppen voll besetzt. Wir begrüßen also täglich etwa 54 Kinder bei uns. Unser Kinderhaus bietet Plätze ab 2 Jahren an.
Verfolgen Sie ein bestimmtes Konzept oder haben Sie einen Leitgedanken?
Jennifer Brown: Bei uns ist jedes Kind mit seiner Familie herzlich willkommen. Wir sehen das Kind als eigenständige Persönlichkeit. Die Selbstbeteiligung des Kindes („Partizipation“) ist bei uns von großer Bedeutung. Unser Bildungs- und Erziehungsverständnis basiert auf den Erkenntnissen der Hirnforschung und begründet die „teiloffene Arbeit“ in Anlehnung an den Situationsansatz, bei dem das Spiel der Kinder für die Entwicklung von Kompetenzen und Fähigkeiten eine große Rolle spielt.
Wie sieht das Ganztagskonzept der Kita aus?
Sofia Pauluth: Die Kinder kommen morgens bis 9 Uhr im Kinderhaus an, werden in ihren Stammgruppen begrüßt, in denen dann auch das Frühstück und der Morgenkreis stattfinden. Der Vormittag gestaltet sich dann individuell. Die Kinder können an gruppenübergreifenden Angeboten, wie zum Beispiel Ausflügen oder Kreativangeboten teilnehmen sowie den Vormittag mit ihrer Gruppe drinnen oder draußen verbringen. Zum Mittagessen, welches täglich frisch bei uns gekocht wird, finden sich die Kinder wieder in ihren Gruppen ein. Da bei uns im Haus auch Krippenkinder ihren Tag verbringen, bieten wir nach dem Mittagessen für müde Kinder eine Möglichkeit an, sich auszuruhen oder zu schlafen. Den Nachmittag verbringen die Kinder momentan viel auf dem Spielplatz. Um spätestens 17 Uhr werden die Kinder dann abgeholt.
Hat Ihre Kita auch Zulauf von Kindern aus anderen Stadtteilen Wiesbadens?
Jennifer Brown: In unser Kinderhaus kommen hauptsächlich Familien, die auch hier im Schelmengraben oder in angrenzenden Stadtteilen wohnen. Da es in Wiesbaden aber nicht immer leicht ist, einen Kita-Platz zu bekommen, gibt es vereinzelt auch Familien, die einen längeren Weg in Kauf nehmen.
Welche Möglichkeiten haben Sie im neuen, modernen Gebäude sowie den Außenanlagen?
Sofia Pauluth: Das räumliche Platzangebot in so einem neu gebauten Kinderhaus ist sehr groß. Unsere Gruppenräume verfügen jeweils über einen Haupt- und einen Nebenraum sowie einen Materialraum. Der Spielplatz ist von den Gruppenräumen ebenerdig zu begehen. Auf dem naturnahen Spielplatz gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, sich auszuprobieren und die Umgebung zu erkunden. Bei schönem Wetter bietet die Wasserpumpe mit Wasserlauf etwas Abkühlung. Es bieten sich Möglichkeiten zum Klettern, Balancieren, Rutschen, Schaukeln und vielem mehr an.
In Ihrem Angebot sprechen Sie von Wald- und Naturbegegnungen für die Kinder. Haben diese bereits stattgefunden?
Jennifer Brown: Dadurch, dass in den Gruppen alle Kinder eingewöhnt wurden und auch noch werden, gab es erst vereinzelt Ausflüge. Uns ist es wichtig, dass die Kinder eine stabile Beziehung zu ihren Bezugspersonen aufbauen können und dann auf dieser Basis die Welt um das Kinderhaus herum entdecken. So war es schon möglich, dass einige Kinder den nahegelegenen Wald, einen Spielplatz im Märchenland oder auch ein Theaterstück im Stadtteilzentrum besucht haben.
Gerade bei Ganztagesbetreuung ist das Thema Ernährung sehr wichtig. Wie sieht Ihr Konzept dahingehend für die Kinder aus?
Sofia Pauluth: Die Ernährung der Kinder ist uns sehr wichtig, da viele Kinder den ganzen Tag bei uns im Kinderhaus verbringen. Wir haben das große Glück, eine tolle Köchin hier aus dem Schelmengraben bei uns im Team zu haben, die täglich frisch für uns kocht. Mit der Hilfe einer Hauswirtschaftskraft bereitet sie drei Mahlzeiten am Tag für die Kinder vor (Frühstück, Mittagessen, Nachmittagssnack). Unsere Mahlzeiten sind vegetarisch, der Vormittag ist – mit Ausnahmen – zuckerfrei und auch der Nachtisch beim Mittagessen besteht an vier Tagen in der Woche aus Obst. In den Gruppen steht jeweils ein Obstkorb für den kleinen Hunger zwischendurch.
Jennifer Brown: Die Kinder entscheiden selbstständig darüber, was und wieviel sie essen und trinken. Das Thema Partizipation spielt hier eine große Rolle. In unserem Kinderhaus ist Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme. Die Essenszeit ist eine Zeit der Gemeinschaft, in der sich die Kinder als Gruppe wahrnehmen. Auch wird hier die Selbstständigkeit der Kinder gefördert: Sie nehmen sich ihr Essen selbst aus den Schüsseln und schenken sich ihr Wasser eigenständig ein, um etwa die Motorik zu schulen. Die Rolle der Erzieherinnen und Erzieher ist eine unterstützende. Dadurch, dass die Kinder entscheiden, wieviel sie sich auf den Teller machen, lernen sie ihren Körper kennen, der eventuell signalisiert, dass man satt ist oder auch noch Hunger oder Durst hat.
Sofia Pauluth: Ein weiterer Bildungsbereich, der bei den gemeinsamen Mahlzeiten gefördert wird, ist Sprache. Durch Tischsprüche, Reime und Lieder und natürlich Gespräche während des Essens wird dies aufgegriffen. Uns als Team ist es wichtig, dass die Mahlzeiten in einer entspannten Atmosphäre stattfinden und es von den Kindern als sinnlicher Genuss wahrgenommen wird, der einfach Spaß macht!
Was schätzen Sie am Standort im Schelmengraben?
Jennifer Brown: Wir als Leitungen haben den Schelmengraben und seine Bewohnerinnen und Bewohner schon vor der Eröffnung des Kinderhauses beim vergangenen Stadtteilfest 2022 kennenlernen dürfen. Wir hatten dort einen Stand von unserem Träger, dem Kinderschutzbund Ortsverband Wiesbaden, mit einem Bastelangebot für Kinder und kamen dort sehr schnell mit den Menschen in Kontakt.
Sofia Pauluth: Wir schätzen den Schelmengraben wegen der offenen, kontaktfreudigen Menschen aus vielen verschiedenen Nationen, die Teile ihrer Kultur zu uns bringen und so den Stadtteil sehr bunt und lebendig machen. Außerdem ist natürlich die Lage an sich ganz toll. Hier gibt es sehr viel Natur, Spielplätze und die Lage fast am Wald ist super. Direkt vor unserem Kinderhaus hält der Bus der Linie 27, sodass wir auch schnell und unkompliziert zu erreichen sind.
Hat die doppelte Führungsspitze einen bestimmten Grund?
Jennifer Brown: Wir sind zu zweit in der Leitungsfunktion, da wir beide Leiterinnen und gegenseitige Stellvertretung sind. Wir teilen uns also beide Stellen und sind so jeweils 30 Stunden pro Woche für das Kinderhaus da, was wir als sehr positiv empfinden.
Mehr zum Bau der Kita finden Sie in unserem Blog-Beitrag zum Richtfest.
Die neue Kita im Schelmengraben ist noch auf der Suche nach Personal! Mehr dazu erfahren Sie hier.
Sie sind noch auf der Suche nach einem Kitaplatz für ihr Kind? Einen Kita-Platz in den verschiedenen Ortsbezirken können Sie in Wiesbaden über das Online-Portal WIKITA vormerken.