Stein für Stein

In der August-Bebel-Straße 29 gibt es einen entscheidenden Unterschied im Vergleich zu allen anderen Eingängen im Schelmengraben. Dort schmückt ein Unikat die Wand im Bereich der Briefkästen und Klingelanlagen – genauer gesagt ein buntes Mosaik. Durch die umfassende Neugestaltung der Freiflächen und Eingangsbereiche rund um die August-Bebel-Straße 29-31 feiert es kleine Wiederentdeckung. Wie das Kunstwerk entstand, weiß Hans-Joachim Steinhardt als ausgebildeter Maler und Plastiker noch genau. Anfang der 90er-Jahre rief die Landeshauptstadt Wiesbaden beziehungsweise das Kulturamt einen Wettbewerb für ein Kunstprojekt aus. Übergeordnetes Ziel des Projekts war, das Gebäude mit der Schaffung eines Kunstwerks mehr zu schätzen. Schließlich wurde Hans-Joachim Sternhardt beauftragt, einen Entwurf zu erstellen und das Projekt zu betreuen.

Gemeinschaftliche Konzeption

Für die Erstellung des Mosaiks war einiges an Planung notwendig. Hans-Joachim Sternhardt kümmerte sich um den richtigen Untergrund für das Kunstwerk.

Als Inspiration für das Motiv dienten Bilder und Zeichnungen der Kinder aus dem Wohnhaus. Als Material dienten Restposten von Fließen unter anderem der Firma Villeroy & Boch, die für das Mosaik in kleine Teile gebrochen wurden.

Bei der Planung engagiert war auch Gertrud B., die bereits von Beginn an, also seit 1971 in der August-Bebel-Straße 29 lebt. Die Besprechungen, wie das Mosaik am Ende aussehen und wie es umgesetzt werden sollte, fanden häufig in ihrem Wohnzimmer statt.

Ausdauer gefragt

Nachdem das Konzept stand, war Durchhaltevermögen gefragt. Rund zwei bis drei Wochen verbrachten Kinder, Jugendliche und Eltern unter der Leitung von Maler Hans-Joachim Sternhardt im Eingangsbereich und klebten gemeinsam das Mosaik.  Gertrud B. organisierte ausrangierte Teppiche, um diese den Kindern als weiche Unterlage zur Verfügung zu stellen. Andere behalfen sich mit Sitzmöglichkeiten aus Wasserkästen. Margit Balaz, die selbst als Jugendliche dabei war, blickt gerne auf die Zeit zurück. Gemeinsam haben sie zunächst skizziert, welche Motive angebracht werden sollen. Die Leitfrage war, wie die Kinder und Jugendlichen die Welt sehen. Und so bildeten sie mit den kleinen Steinchen die unmittelbare Umgebung, wie zum Beispiel das Hochhaus selbst oder den Schelmengrabener Wald ab, in dem sie oft gespielt haben. Auch Themen, die ihnen wichtig waren, wie die Rettung der Wale und Fische, fanden Eingang in das Bild. Außerdem haben sie Urlaubserinnerungen wie eine Reise zu den Pyramiden oder das Surfen in Frankreich verewigt. Auch der Kinderheld Super Mario ist zu erkennen.

Strahlend schön wie eh und je

Bei der Modernisierung des Eingangsbereichs in der August-Bebel-Straße 29 setzte sich Gertrud B. dafür ein, dass die bunte Fliesenwand bei den Bauarbeiten nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach dem Umbau des Eingangsbereichs erhielt das Mosaik eine gründliche Reinigung – so glänzt es heute noch immer wie am ersten Tag.

„Meine Erinnerungen an das Kleben des Mosaiks sind sehr positiv! Ich freue mich, dass das Kunstwerk nach so vielen Jahren noch immer unbeschädigt ist und von den Bewohnerinnen und Bewohnern geschätzt wird.“, sagt Hans-Joachim Sternhardt.