„Gemeinsam wollen wir das Quartier noch lebenswerter machen" - Ein Interview mit Caritas und GWH über ihre Zusammenarbeit im Schelmengraben

Seit Januar 2025 kooperieren die Caritas Altenwohn- und Pflegegesellschaft mbH (CAP) und die GWH für die Quartiersarbeit im Schelmengraben. Im Interview geben Ursula Beyler-Jertz, Abteilungsleiterin Immobilienmanagement der GWH, und Gregor Petermann, Abteilungsleiter Mobile Altenhilfe bei der Caritas, Einblicke in die Ziele und ersten Erfahrungen der Partnerschaft sowie in die laufenden Projekte im Quartier.

Welche Erfahrungen bringt die Caritas ins Quartier ein?
Gregor Petermann: „Die Caritas ist schon lange in diesem Bereich aktiv. Wir bieten im Schelmengraben bereits Dienstleistungen wie Pflege, Hauswirtschaft und Essen auf Rädern an. Da ist es ein logischer Schritt, noch stärker in das Netzwerk einzutreten, uns besser zu verknüpfen und die Zusammenarbeit auszubauen. Für uns ist das gerade deshalb sehr passend, weil das Jahresmotto des Deutschen Caritasverbands für 2025 lautet: „Caritas öffnet Türen“. Das ist uns einfach ein Anliegen: Wir wollen dahin, wo die Menschen sind.“

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Arbeit im Schelmengraben? 
Gregor Petermann: „Ein großes Thema, das wir in Zukunft im Blick haben müssen, ist die Topografie des Schelmengrabens. Der Weg in den Quartierstreff ist für ältere Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oft eine große Herausforderung. Ich selbst bin mit dem Fahrrad da, aber viele Seniorinnen und Senioren können die Strecken nicht mehr bewältigen. Daher müssen wir überlegen, wie wir die Angebote so gestalten, dass sie für alle zugänglich sind.“
Ursula Beyler-Jertz: „Eine der größten Aufgaben für uns ist es, zu sehen, was es hier im Quartier bereits an Angeboten gibt und wie wir darauf aufbauen können. Wir müssen uns zunächst einen Überblick verschaffen, um dann gezielt an den richtigen Stellen anzuknüpfen.“
Gregor Petermann: „Ein Vorteil, den wir aktuell haben, ist, dass wir uns auf das bereits existierende Angebot stützen konnten und keine großen Änderungen bei den Zeiten vorgenommen haben. Das sorgt für Kontinuität und die Bewohnerinnen und Bewohner haben die neuen Angebote gut angenommen. Wir haben die ersten Schritte gemacht, aber es ist noch ein langer Weg, um die Bedürfnisse der Menschen genau kennenzulernen. Denn wichtig ist, dass wir mit unseren Angeboten nicht an den Bedürfnissen vorbeiplanen.“

Wie ist die bisherige Rückmeldung der Bewohnerinnen und Bewohner zu den Angeboten?
Gregor Petermann: „Zuletzt war das Angebot sehr gut besucht, was uns sehr freut. Es gab bereits erste Rückmeldungen und Anfragen von den Bewohnerinnen und Bewohnern, wie wir das Angebot erweitern können, etwa in Bezug auf die Wohnungssituation oder zusätzliche Dienstleistungen. Das zeigt uns, dass die Menschen aktiv an dem Projekt teilnehmen und sich einbringen, was für uns sehr wichtig ist. Der Quartierstreff ist für viele mehr als nur ein Veranstaltungsort – er ist ein Stück Zuhause. Gerade für ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr so mobil sind, ist er ein Ankerpunkt im Alltag, ein Ort der Begegnung und des Miteinanders.“
Ursula Beyler-Jertz: „Wir sind jetzt dabei, all diese Anregungen zu prüfen. Es gibt viele Angebote und wir schauen uns an, wie wir diese besser miteinander kombinieren können.“

Welche konkreten Angebote machen Sie den Seniorinnen und Senioren im Quartier?
Gregor Petermann: „Das Sozialleben ist derzeit der wichtigste Aspekt für die Menschen. Viele kommen für Kaffee und Kuchen und haben sich zu kleinen Runden zusammengefunden, um gemeinsam zu spielen. Der beratende Teil, etwa zu finanziellen oder gesundheitlichen Themen, kommt nach und nach, weil das Vertrauen erst aufgebaut werden muss. Es ist nicht verwunderlich, dass zuerst das soziale Miteinander im Vordergrund steht.“

Wie gelingt es Ihnen, das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewinnen?
Gregor Petermann: „Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Es beginnt oft mit einer Tasse Kaffee und einem offenen Ohr für die Sorgen und Wünsche der Menschen. Erst wenn sie merken, dass wir wirklich zuhören und nicht nur ein Programm abspulen, öffnen sie sich auch für weitere Angebote.“

Wie ist Ihr persönlicher Bezug zum Schelmengraben und Wiesbaden?
Gregor Petermann: „Ich bin gebürtiger Wiesbadener, aufgewachsen nur wenige hundert Meter vom Schelmengraben entfernt. Meine Verbindung zu diesem Viertel ist daher sehr eng. Früher habe ich in der Schelmengrabenhalle Handball gespielt und auch meine Zeit bei der Caritas als Zivildienstleistender verbracht. In gewisser Weise fühle ich mich hier immer noch zu Hause. Es ist schön, jetzt als Teil der Caritas aktiv zu sein und einen positiven Beitrag für die Menschen im Quartier leisten zu können.“
Ursula Beyler-Jertz: „Ich komme ebenfalls aus Wiesbaden und wohne in Schierstein. Seit sieben Jahren arbeite ich hier und habe die Entwicklung des Quartiers intensiv mitverfolgt. Es ist ein lebendiger und bunter Ort, der in den vergangenen Jahren viel Positives erfahren hat. Ich finde es großartig, hier zu arbeiten. Es macht einfach Freude, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.“

Welche Perspektiven haben Sie für die Zukunft der Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern? 
Gregor Petermann: „Ich wünsche mir, dass wir noch stärker mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in den direkten Austausch gehen. Es gibt so viele wertvolle Ideen und Erfahrungen im Quartier, die wir aufgreifen und in unsere Arbeit integrieren können. Besonders wichtig ist mir, dass wir ein stabiles Netzwerk mit allen Akteuren aufbauen, um langfristig nachhaltige Angebote zu schaffen.“
Ursula Beyler-Jertz: „Außerdem sollten wir auch neue Wege finden, um weitere Menschen zu erreichen. Gerade diejenigen, die sich bisher vielleicht noch nicht angesprochen fühlen oder Hemmungen haben, Angebote wahrzunehmen, sollten wir gezielt ermutigen.“

Das gesamte Angebot für das Quartier und aktuelle Termine finden Sie hier.