Am besten ist der Blick, wenn man über den kleinen Trampelpfad auf die Eckfassade Stephan-Born-Straße 1 und Hans-Böckler-Straße 24 auf das großflächige Bild zuläuft. Sofort hat man das Gefühl mitten auf einer Alm zu stehen, neugierig beäugt von drei kuscheligen Schafen. Dank der sogenannten anamorphen Maltechnik entsteht der Eindruck, dass einem das Kunstwerk auf ebener Fläche entgegentritt.
Streetart und Schelmengraben gehören zusammen
Das ist das Markenzeichen des weltbekannten Streetart-Künstlers Case Maclaim (Andreas von Chrzanowski), der im Auftrag der GWH die Fassaden gestaltet hat. In diesem Stil hat er schon zahlreiche Murals, wie Wandgemälde wie diese bezeichnet werden, rund um den Globus an Wände gezaubert. Seine Kunst ist auf allen Kontinenten und insgesamt 42 Ländern zu sehen. Auch in der Region etwa in der Frankfurter U-Bahnstation Ostendstraße stößt man auf seine Werke.
Sein Talent ist auch der GWH aufgefallen, die auf der Suche nach einem besonderen Künstler für den Schelmengraben war. „Für uns war klar, dass es bei der Fassade um Streetart gehen soll, da diese im Quartier schon durch die zahlreichen Werke der Cornflakes Crew, der Jugend-Graffiti-Gruppe des Stadtteilzentrums, präsent ist“, erklärt Anastasja Schatz, Abteilungsleiterin Immobilienmanagement bei der GWH. „Auch die Motivwahl haben wir auf den Schelmengraben abgestimmt. Sie greift das Quartiersmaskottchen „Schelmi“ auf, die blaue Schafstatue in der Karl-Marx-Straße, die Groß und Klein im Quartier ans Herz gewachsen ist.“
Ein Bild, das verbindet
Für Case Maclaim war es ein besonderer Auftrag. „Es ist immer wieder ein spannender Prozess ein Motiv zu entwickeln, das eine Verbindung zu einem Quartier und den einzelnen Betrachtern herstellt. Letztendlich kann ich meine Kunst nur anbieten. Was es bei den Menschen auslöst, was sie darin sehen und welche Bedeutung sie ihm geben – das liegt nicht mehr in meiner Hand.“
Dass das Bild seine Wirkung hat, zeigen die vielen Reaktionen der Menschen bereits im Entstehungsprozess. „Die Menschen sind stehen geblieben, haben Fragen gestellt und mir persönliche Geschichten erzählt“, fasst Case seine Erlebnisse zusammen. Eine Anwohnerin, hat das Werk besonders berührt: „Ich bin die letzten Tage oft hierhergekommen und habe mir Bild das angeschaut. Seine Kunst fasziniert mich. Man kann in dem Bild versinken und es gibt mir eine besondere Ruhe.“
Rund zehn Tage von morgens bis abends hat Case Maclaim an dem Bild gearbeitet. Eigentlich war es gar nicht sein Plan Streetart-Künstler zu werden. Nach seiner Malerlehre hat er einen Hochschulabschluss nachgezogen, um Restaurator zu werden. Das Sprühen entwickelte sich neben dem Studium zum zweiten Standbein. Damit war er einer der ersten, denn Streetart war damals als Kunstform noch nicht anerkannt. Insbesondere sein fotorealistischer Stil hat ihn zu einem Pionier in der Szene gemacht. Mit der Zeit folgten Aufträge aus aller Welt und so hat er schließlich darauf seinen Fokus gelegt.
Ein Ort der Begegnung
Das Werk ist zwar abgeschlossen, aber es sind noch ergänzende Maßnahmen seitens der GWH in Planung, um diesen Ort der Begegnung zu schaffen. Man darf gespannt bleiben!
„Kunst spielt eine wichtige Rolle in unseren Quartieren, besonders im Schelmengraben, wo Menschen aus den verschiedensten Nationen zusammenleben. Denn Kunst spricht bekanntlich eine Sprache. Unser Ziel ist es, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und auch die Verbindung zum eigenen Quartier zu stärken. Das geschieht durch das Werk von Case, aber bereits an vielen anderen Orten haben wir im Schelmengraben Flächen für verschiedenste Kunst bereitgestellt“, beschreibt Anastasja Schatz.